Bräune als Schönheitsideal?
Gerade jetzt in den kälteren Monaten des Jahres haben viele Menschen das Bedürfnis unter das Solarium zu gehen, um nicht ganz auf die wohltuende Wirkung der Sonne verzichten zu müssen. Durch das künstliche Sonnenbad wird neben dem Bräunungseffekt ebenso eine Stimulation von Geist und Seele erreicht und neue Lebensenergie getankt. Vor allem unter den Heranwachsenden gehört ein knackig brauner Teint zum guten Aussehen dazu. Er vermittelt Gesundheit, Attraktivität, Erfolg und Lebenslust und kann als andauernder Modetrend bezeichnet werden.
Doch wie kam es eigentlich zu diesem Trend? Der Bräunungswahn ist eine Erfindung der Goldenen Zwanziger und wurde durch Coco Chanel eingeführt, die überraschend mit gebräuntem Teint aus dem Urlaub zurückkehrte. Die Damen der feinen Gesellschaft vermieden bis dahin mit allen Mitteln -Hüten, Sonnenschirmen und Puder- die Hautbräunung, um ihre "noble Blässe“ zu schützen. Diese war nämlich ein Statussymbol, das sich der Rest der Bevölkerung nicht leisten konnte, da sie bei der Arbeit auf dem Feld der Sonne ausgesetzt waren. Von da an folgten aber immer mehr Damen dem neuen Trend und trugen ihre neue Urlaubserrungenschaft zur Schau. Da billige Pauschalreisen in die Sonnengebiete natürlich noch rar waren, war nun ein brauner Teint ein Zeichen von Reichtum, da man offensichtlich genug Geld hatte, um sich für ein paar Wochen an den Strand zu legen. Die von einem Deutschen erfundene Sonnenbank, die denselben Bräunungseffekt künstlich auch für die ärmeren Menschen herstellen konnte, wurde dementsprechend erfolgreich.
„Braun ist schön“! Das empfinden heutzutage vor allem heranwachsende Deutsche. Sie sind die begeistertsten Solariumnutzer in ganz Europa. Über 16 Millionen Deutsche besuchen regelmäßig ein Sonnenstudio, um sich in ihrer Haut wohler zu fühlen.
Ihre Haut jedoch wird noch früh genug durch Falten, Verbrennungen, dunkle Leberflecke und Muttermale o.ä. als Folge der extremen Einwirkung von UV-Licht auf sich aufmerksam machen. Jährlich erkranken in Deutschland ca. 140.000 Menschen neu an Hautkrebs, wobei 90% dieser Fälle auf eine übermäßige UV-Strahlung zurückzuführen sind. Weltweit sterben jährlich bis zu 60.000 Menschen an den Folgen dieser verheerenden Krankheit. Vor allem durch alte Lichtröhren und defekte Filter in den Sonnenbänken kann es zu Krankheiten kommen.
Besonders für Jugendliche ist das Bad in der künstlichen Sonne gefährlich, da ihre Haut noch keinen ausreichenden UV-Selbstschutz aufweisen kann. Daher werden immer mehr Stimmen laut, die ein Solarien-Verbot für Minderjährige fordern, da der Eigenschutz der Haut frühestens ab dem 18. Lebensjahr annähernd vorhanden ist, obwohl diese Grenze eher einen rechtlichen als medizinischen Hintergrund hat. Die Jugendlichen sollen sich erst gar nicht an den regelmäßigen Solariengang gewöhnen und ein Suchtverlangen danach aufbauen. Dieses Verbot soll 2009 gesetzlich verankert werden (in Frankreich und Spanien gibt es dieses bereits).
